Musik

Randale – Punkpanda Peter

Randale – Punkpanda Peter

Für alle Eltern beginnt nun wieder so langsam die musikalisch schlimmste Jahreszeit: In der Weihnachtsbäckerei…! Rolf Zuckowski oder Detlev Jöcker on Heavy Rotation wecken die Sehnsucht nach “anderer” Kindermusik. Und die Hilferufe wurden erhört. Randale. Der Name ist Programm. Punk für Kinder. Mit der pädagogischen Brille zuckt man bei der einen oder anderen Formulierung, letztendlich lassen aber auch die Eltern schmunzelnd zurück. Was besonders gefällt: Es wird der Alltag von Kindern aufgegriffen und keine Geschichten aus Bullerbü erzählt. Schöne Abwechslung im Kindermusik-Allerlei. Und nächstes Jahr kommt dann Green Day in die Anlage!

 

Oliver Koletzki – Großstadtmärchen 2

Oliver Koletzki – Großstadtmärchen 2

Elektronische Musik aus Berlin – kann ja eigentlich nicht schlecht sein – denkt man. Muss mindestens Underground, wenn nicht sogar Avantgarde sein. Beides schaut in Koletzkis aber nur einmal kurz vorbei, als Koletzki seine Ode an den Rausch anstimmt. Der Rest ist zum Teil ziemlich übles, vorhersehbares Gestampfe für die Großraumdisco im Berliner Speckgürtel.

Light Asylum

Light Asylum

In den 1980er Jahren wurde mit den damals modernen Drumcomputern und Stepsequenzern  Soundgeschichte geschrieben. Das typische “Boom Tschak” und “tata tatata” kennt jeder, auch heute noch. Allerdings leider fast nur noch als miese sich ständig wiederholende Sampleloops. Diese beiden jungen New Yorker zeigen erfrischend und überzeugend dass leidenschaftlich-minimalistischer 80er Synthiepop mit den Orginalwerkzeugen  immer noch bestens funktioniert.  Referenzen: Scheinbar alles von Suicide über Front242 und DAF bis Heaven 17.  Eigentlich eine fast schon respektlose Plünderei der Elektro-Pionierzeit, aber ganz ehrlich: sehr charmant und gekonnt.
-zen

The Junktions – American Paranoia

The Junktions – American Paranoia

Ich habe einen Traum. Ich habe den Traum, dass Kinder und Jugendliche in diesem Land ihre bestehenden MP3-Playlisten löschen, Lady Gaga und David Guetta aus dem musikalischen Gedächtnis verbannen und der Soundtrack der nächsten Party von The Junktions kommt. Jaja, alles schon mal gehört, alles schon mal gesehen. Trotzdem machen die maximal zweiminütigen Songs Laune und beweisen: Punk ist noch lange nicht tot. Punk riecht vielleicht streng, soll er aber auch! olsen

 

BOY – Mutual Friends

BOY – Mutual Friends

Ja, spät isser. Ich gebs ja zu. Seit Monaten liegt das Ding ungehört rum und nun habe ich mich doch daran gewagt. Vielleicht war es die Angst vor zuviel Zucker, das Vermeiden von Seichtheit? Vielmehr war es wohl das vielbeschriebene Bauchgefühl, dass dieses Album einfach nicht in den Herbst oder den Winter passt. Federleicht werden Frühlingsgefühle vertont, man lauscht gespannt kleinen Miniaturen und Geschichten, nahezu das ganze Album verstömt eine angenehme Unangestrengtheit, die doch sovielen deutschen Produktionen meist fehlt. Derartigeskennt man eigentlich nur von britischen Combos von der Größenordnung Belle & Sebastian. Späte Einsicht: Eine positive Überraschung des letzten Jahres (und für mich eben diesen Jahres…). olsen

Michael Kiwanuka – Home Again

Michael Kiwanuka – Home Again

Und machmal sollte man doch auf den Hype hören. Schon im letzten Jahr wurde Kiwanuka als das nächste große Ding gefeiert, dass im recht breiten Retro-Fahrwasser einer Adele mitschwimmen würde. Sämtlich Skepsis gegenüber solchen Ankündigungen legt man nach den ersten Takten des Albums umgehend beiseite. Das wird nichts auf Retro getrimmt, das klingt alles genauso als sei es in den späten 60ern und frühen 70ern an der amerikanischen Ostküste aufgenommen worden. Ein wunderbares Frühlings- und Sommeralbum, welches einem in diesem Jahr aus vielen Cafés und Bars in den Ober- und Mittelzentren der Republik entgegenschallen wird. Aber ganz ehrlich: Es gibt schlimmeres!

CRO – EASY EP

CRO – EASY EP

Na sowas?! Nach Casper schon der zweite HipHop-Artist, der innerhalb von 6 Monaten ohne die üblichen Attitüden auskommt und nicht die Mutter von irgendwem ficken will? Die EP ist hoffentlich nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was da noch kommen mag. “Easy” ist schon jetzt  der interessanteste HipHop-Song des Jahres, endlich kommt es mal wieder zu einem spielerischen Umgang mit dem Wortschatz – hat man seit EinsZwo und vielleicht den frühen Tobi & das Bo nicht mehr gesehen. Dazu treibender, ausgeklügelter Beat. Leicht, schwingt, macht unglaublich gute Laune. Ich freu mich auf das Album. olsen

Ed Sheeran – +

Ed Sheeran – +

Da hört man einmal auf seine bessere Hälfte, die da einen Song im Radio gehört hat. Man recherchiert und kauft das Album, weil es ja so schön günstig im Regal steht. Auf einer längeren Autofahrt legt man das Album also ein und nachdem der aus dem Radio bekannte Song abgespielt ist, sieht man von Song zu Song den Grad der Gereizheit steigen. Bei allen Beteiligten. Kurz: Ein Song gefällt, der Rest tröpfelt belanglos in die Gehörgänge und es bleibt nichts hängen. CD wird wieder verkauft, mit Einverständnis der besseren Hälfte.

 

 

Ghostpoet – Peanut Butter Blues & Melancholy Jam

Ghostpoet – Peanut Butter Blues & Melancholy Jam

Mit HipHop kann ich persönlich seit Ende der 90er Jahre nicht mehr viel anfangen. Entweder waren mir die gehörten Sachen zu RnB-lastig oder aber der Text bewegten sich in Dialekten und Slangs, die es mir unmöglich machten die Werke in ihrer Komplexität zu begreifen (ok, beides gilt nicht für HipHop aus Deutschland, der seinen Innovationsdrang zum Millenium ebenfalls zurückgefahren hat). Wenn man sich also nicht an den Inhalten erfreuen kann, bleibt einem lediglich die musikalisch erzeugte Atmosphäre – aber da gab es seit Ende der 90er auch nichts, was mich vom Hocker gerissen hätte (mal kurzfristig von Skinners “The Streets”-Projekt abgesehen, wenn man ihn denn dem klassischem HipHop zuordnen will). Nun erreichte mich aber mit reichlicher Verspätung das Album von Ghostpoet (es erreichte mich übrigens über die empfehlenswerte iPad-App “Band of the Day” – aber dazu vielleicht an anderer Stelle mehr) und machte mich so neugierig, dass ich zum Spontankäufer wurde (was ich für mich eigentlich nach DUTZENDEN Fehlgriffen unterlassen wollte). Vom Text verstehe ich zwar auch hier beängstigend wenig, dafür stimmt es aber auf der Tonspur. Überwiegend düstere Instrumentalisierung und ein fesselnder Sprechgesang. Ist es ein Lallen, ist die Zunge einfach zu schwer? Es klingt jedenfalls geil. Ghostpoet trifft nicht jeden Ton, aber auch das fügt sich nahtlos in die übrigenen Strukturen ein. Alles wirkt ein wenig fragil und halbfertig, übt aber eine ungeheure Faszination aus. HipHop und Spontankäufe haben durch Ghostpoet eine zweite Chance verdient.

 

KRAFTKLUB – MIT K

KRAFTKLUB – MIT K

Selten gab es in jüngerer Vergangenheit einen größeren Hype um eine deutsche Band. Und Hype macht bekanntlich verdächtig. Tendenziell liegt hier eines der spannendsten Alben der letzte Monaten vor. Es ist kaum für möglich zu halten, dass diese hingerotzte  Mischung (positiv gerotzt!) aus The Hives & Maximo Park in Karl-Marx-Stadt beheimatet sein soll. Aktuelles Lebensgefühl auf deutsch vertextet, handwerklich eindrucksvoll instrumentalisiert: War ja mal wieder überfällig. Wie gerne hätten all die Berlin-Mitte-Boys und -Girls diese Band für sich vereinnahmt. Wie ärgerlich, dass die Band sich bei einem ihrer ersten größeren TV-Auftritte mit dem perfekten Song direkt gegen diese Klientel richtet (und sich damit MITTE(n) in ihre Herzen spielt – Ironie, weeste?!). Und trotzdem: Das Album ist fast ZU perfekt produziert, die im o.g. Song angefeindete Klientel bleibt Kernzielgruppe und will ja schließlich auch mal wieder was anderes als Caspars TocoHipHop hören.  Und der Begriff Kernzielgruppe zielt auf den Hauptkritikpunkt: Es riecht an vielen Ecken nach Konzept, die komplette Promotion scheint vom Generalstab des Majors  im Warroom durchinszeniert. Der kleine Beigeschmack ändert aber nichts am enorm hohen Unterhaltungswert des Albums. Bevor also 2012 nix besseres kommt, kann man sich damit sehr gut anfreunden.