CRAIG TAYLOR – EURO PSYCHO

CRAIG TAYLOR – EURO PSYCHO

Kev is back. Anlässlich der EURO 2012 gibt sich der mordende Profi aus der Premier League erneut die Ehre. Das Morden tritt in diesem Buch ein wenig in den Hintergrund und geschieht zunächst nahezu beiläufig und unbemerkt. Dies tut dem Buch aber sichtlich gut, denn der Autor konzentriert sich darauf, sehr detailliert die Problematik der Bestechung von Spielern und Manipulation von Ligen und Spielen zu beschreiben. Dies geschieht so anschaulich und realistisch, dass am Ende ein bitterer Beigeschmack bleibt und die vage Hoffnung, dass bei der EURO 2012 hoffentlich doch alles mit rechten Dingen zugegangen sein möge.

 

Euro-Psycho

Tocotronic – Wie wir leben wollen

Tocotronic – Wie wir leben wollen

Es gab mal eine Zeit, in der ich die Veröffentlichung eines neuen Albums der damals noch drei Hamburger kaum erwarten konnte. Wie das Wiedersehen mit einem guten Freund, den man ewig nicht getroffen hat, von dem man aber weiss, dass schon nach Sekunden alles wie immer ist. Man lacht immer noch über die gleichen Witze, hat die gleichen Probleme und trinkt immer noch im gleichen Rhythmus das kalte Bier. Seit ein paar Jahren haben Tocotronic und ich uns aber voneinander entfernt, in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Vielleicht aber habe ich auch immer noch den Tocotronic-Sound von vor 20 (!) Jahren im Ohr und will nicht wahrhaben, dass diese Band nun einen Weg eingeschlagen hat, den ich (noch) nicht mitgehen kann. Der große Reiz an Tocotronic war damals, dass sie ein Lebensgefühl auf den Punkt vertonten. Songtitel, wie Slogans, wütende, kompakte Songs, die zu Ende waren, wenn alles gesagt war. Also meist nach maximal 3 Minuten. Das war einfach, das war bequem. Heute sind Tocotronic musikalisch zwar weicher, rezeptirisch (?) aber deutlich kantiger geworden. Es bedeutet zunächst einmal Arbeit sich ihren Songs zu nähern. Alle Metaphern zu entschlüsseln, die Texte in Gänze zu begreifen. Ein gute Freundschaft übersteht das, eine gute Freundschaft bedeutet immer mal Aufwand und Anstrengung. Noch kann ich diesen Weg nicht mitgehen, aber wer weiss: Vielleicht treffen wir uns schon bald wieder und statt Bier im Pub gibt es dann Rotwein am Kamin?!

Tocotronic

Byron

Byron

Früher Abend, den ganzen Tag nichts gegessen. Nicht dazu gekommen. Streß. Nun aber raus aus dem Büro, ab in den kalten Nieselregen. Nein. Ich gehe heute einen ganz großen Bogen. Ich will da nicht hin. Oder vielleicht doch? Nur mal schauen, die haben ja vielleicht auch ein vegetarisches Gericht auf der Karte. Haha, guter Witz.
20 Min. später: Der erste Biss. Die Zähne graben sich in auf den Punkt gegrilltes Beef. Außen schon knusprig, innen kurz vor roh. Das Fett rinnt zusammen mit der Haus-Sauce in Richtung Gaumen, die frische, rote Zwiebel wird zermalmt und verleiht eine angenehme Schärfe. Das Brot verhält sich dankenswerter Weise unauffällig. Nach drei großen Bissen ist die Hälfte des Burgers geschafft und erste Zufriedenheit stellt sich ein. Und die Erkenntnis: Es gibt Momente im Leben, in denen nur ein Burger hilft und wenn es sich dann um einen Burger von Byron handeln sollte, kann der Tag so schlecht nicht gewesen sein. 30 Minuten Himmel.

http://www.byronhamburgers.com/

BYRON-LOGO

John Grant – Pale Green Ghosts

Das zweite Solo Album des Ex-Czars Sängers kommt mit einer gradezu brutalen und  treibenden Melancholie daher, stumpfe Sequenzerbeats und süsse Melodien unterlegen bitterböse Texte.
Der fast selbstzerstörte und wieder aufgestandene Grant erzählt Geschichten aus seinem Leben und ist dabei mit der Wortwahl nicht immer zimperlich. Zuhören lohnt sehr.
Mag sein, dass hier eins der besten Alben des Jahren vorliegt. -zen

john-grant-pgg

Atom TM – HD

Uwe Schmidt ist der bessere Kraftwerk. Zumindest mit diesem Album. Und mit Augenzwinkern. Das Ding pumpt und grooved wie sau und spätestens bei “Stop (Imperialist Pop)” oder “My Generation” (ja genau, die alte Nummer) sollte jeder kapiert haben: Hier macht Senor Coconut einen auf Popmusik. Gastsänger Jamie Lidell sorgt für die nötige Seele. Alles wird gut. Kaufen! -zen

atom_tm

Hjorth & Rosenfeldt – Der Mann, der kein Mörder war

Hjorth & Rosenfeldt – Der Mann, der kein Mörder war

Die Motivation solch “dicke Dinger” anzufangen, zumal es sich um unbekannte Autoren einer eigentlich durchgekauten Materie (“Schweden-Krimis”) handelt, hielt sich zunächst in Grenzen. Nach den ersten hundert Seiten stellt sich aber durchaus Lesevergnügen ein, was an der (wieder mal) sehr gebrochenen Gestalt des Psychologen liegen dürfte, der trotz seiner Macken und trotz (oder wegen) seine Umgangs mit den forschen Kollegen, mehr und mehr an Form und Sympathie gewinnt. Die Story ist am Ende dann doch ein wenig zu wirr und konstruiert, die Wege zur Lösung verschlungen und voller Sackgassen. Und leider stellt sich in der Tat die Masse des Buches als Nachteil dar, denn es stellt sich Langeweile ein. Ein Drittel weniger wäre möglich gewesen, ohne das Spannung oder Story hätten leiden müssen. Der Nachfolger muss noch ein wenig warten, ich muss mich erst erholen und neu motivieren.

 

keinmoerder

Soundcloud

Soundcloud

OK, ich gebe es zu. Über Monate hat sich mir der Sinn von Soundcloud nicht wirklich erschlossen. Ein “Youtube” für Klänge sollte es sein. Aber meine Motivation mir kurze Tonschnipsel privater Möchtegern-Produzenten oder Interviews bekannter Künstler zu ihren jeweiligen neuen Platten anzuhören hielt sich in sehr engen Grenzen. Nun ergab sich kürzlich aber folgende Situation: Ein Freund machte mich auf einen fluffigen Song, bzw. einen Remix dessen, aufmerksam und schickte mir einen Youtube-Link. Den Song für gut befunden, wollte ich diesen bei iTunes ordern, gab es aber nicht in der fluffigen Bearbeitung. Also erinnerte ich mich an Soundcloud und siehe da – Song da, Remix da und auch noch kostenloser Download – LEGAL wohlgemerkt! Nun hatten meine Augen bei Youtube aber ein paar weitere Empfehlungen erspäht, die ich nun nach und nach bei Soundcloud abarbeiten konnte. Am Ende des Tages hatte ich knapp 2 Stunden kostenloser Musik auf meinem Rechner, die schon jetzt zu meiner favorisierten Playlist des noch kommenden Sommers gehören. Was war also geschehen? In Zusammenwirken mit Youtube habe ich durch Soundcloud eine alte Leidenschaft wiederentdeckt, die irgendwann Ende der 90er-Jahre verloren gegangen ist: Das Jagen und Sammeln von raren und besonderen Remixen. Die Masse und Vielfalt an Songs auf Soundcloud erschlägt einen mittlerweile und es fehlt eine intuitive Empfehlungsfunktion (die vorhandene Abo-Funktion lässt einen immer nur in der angestammten Suppe fischen, Neues entdeckt man dadurch nicht). Aber bezieht man Youtube und desssen wunderbare Empfehlungsmöglichkeiten in seine Entdeckungsreise mit ein, sind einem nächtelange Sessions sicher. Und das kann auf dem heimischen Sofa sogar viel angenehmer sein, als seinerzeit im miefigen Plattenladen mit unfreundlicher Bedienung.

 

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Timur Vermes – Er ist wieder da

Timur Vermes – Er ist wieder da

Er ist wieder in aller Munde, sogar bei Plasberg gibt es eine “Diskussion”, ob man über Adolf Hitler Witze machen darf. Oder sogar ein Buch schreiben. Mit Schenkelklopfern. Und um sich dem Verdacht der platten Comedy zu entziehen, schreibt der Verlag schnell dazu, dass es sich ja eigentlich um eine Medienkritik, vielleicht gerade noch eine Mediensatire handelt. Naja. In der jüngeren, aber auch älteren Vergangenheit, gab es bereits einige Versuche, den Nazi-Konjunktiv zu umschreiben: “Was wäre wenn…?!”. Nun also der Versuch dem Thema mit Humor zu begegnen das Thema mit Medienkritik zu verknüpfen. Geht aber in die Hose. Vielleicht liegt es an den wohlwollend gemeinten Worten von Christioh Maria Herbst (dem ich seit seinem elenden Traumschiff-Diss nicht mehr viel abgewinnen kann), vielleicht liegt es aber auch an den immer wiederkehrenden “Gags”, in denen Hitler und die “TV-Leute” sich gründlich missverstehen,. Grundidee: Die TV-Leute denken er sei Comedian und er verschiebt einfach nur die Realität seines historischen Wütens ins Hier und Jetzt. Aber das ist zu wenig. Auch die Integration anderer Personen des öffentlichen Lebens wirkt ermüdend und vorhersehbar (man nehme die vermeintlich öffentlich Wahrnehmung einer Person und versehe sie mit antiquiertem Vokabular und einem Hitlerschen Duktus. Zündet nicht. Am Ende des Tages wird es dann wohl so sein, dass eine Produktionsfirma sich veranlasst sieht, den Erfolg des Buches zu nutzen und dieses verfilmt auf die Kinoleinwände oder 46”-Flachbildschirme dieser Republik zu transferieren. Mit CM Herbst als Adolf Hitler. Aber über Mario Barth lacht ja auch das halbe Land.

er-ist-wieder-da

In eigener Sache – Neues Design

Nach umfangreicher Prüfung haben wir uns nun schweren Herzens entschlossen unser altes Design über Bord zu werfen. Es war einfach zu wartungsanfällig und somit zeitintensiv. Allerdings gefällt uns das neue Erscheinungsbild mittlerweile sogar noch besser. Ein paar Elemente sind hinzu gekommen, trotzdem ist es noch sehr reduziert und minimalistisch. Und es bleibt dabei: Keine Werbung, kein SEO, kein Quatsch.

Craig Taylor – Premiership Psycho

Craig Taylor – Premiership Psycho

American Psycho trifft Kill Your Friends trifft Premier League. Ein erfolgreicher (und sich noch mehr überschätzender) Kicker aus der höchsten britischen Spielklasse schildert seinen Alltag zwischen Training, Shopping, Spieltagen und rituellen Morden. Ja, richtig: rituelle Morde. Der Protagonist hat eine Macke und die überaus unangenehme Angewohnheit Menschen mit (in seinen Augen) schlechtem Benehmen oder Stil hinzurichten. Diese Idee allein trägt aber das Buch in seiner Breite nicht und deswegen ist es nur wirklich eingefleischten Fußball-Liebhabern zu empfehlen, die sich sicherlich über die detaillierten Beschreibungen und Einsichten in den Liga-Betrieb aus den Augen eines Profis amüsieren können. Den Rest hat man schon besser gesehen (siehe oben).

 

psycho