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Diverse – So80s (Blank & Jones)

Diverse – So80s (Blank & Jones)

Leider reduziert sich die öffentlich Wahrnehmung von Musik aus den 80ern meist auf einige wenige Titel der sogenannten Neuen Deutschen Welle und Michael Jacksons Thriller. Blank & Jones leisten also wertvolle Arbeit, wenn sie in ihrer Reihe “so80s” zum Teil vergessene Schätze aus den Archiven hervorkramen. Und wie es in den 80ern üblich war: Natürlich immer als Extended Version. Jede Folge (derzeit 7) besteht aus 3 CDs. Ein Mix und 2 CDs mit den kompletten Versionen der im Mix enthaltenen Songs. So faszinierend das Wiederhören von aus dem Gedächtnis verdrängten Perlen auch ist: Es ist schlicht unmöglich alle Folgen durchzuhören, ohne genervt die Hörer vom Kopf zu reißen und nach Stille zu gieren, so überfrachtet und dicht sind teilweise die vorgestellten Versionen. Tolle Idee, tolle Umsetzung, aber wirklich nur wohl dosiert konsumierbar.

so80s

Moritz von Uslar – Deutschboden

Moritz von Uslar – Deutschboden

Eigentlich ein spannendes Experiment: Ein Berliner Autor verschwindet für ein paar Monate in das Niemandsland, dass Berlin umgibt. Er freundet sich mit Einwohnern der Kleinstadt an, er versucht die ostdeutsche Seele jenseits von Berlin zu erkunden. Er zeichnet ein durchaus positives Bild der Menschen, die sich in einer Matrix aus Perspektivlosigkeit, Hartz4, schöner Landschaft und geduldeter Rechtstümelei bewegen. Und genau da fehlt es dem Buch: Er läßt die Einwohner über die Gründe ihrer (früheren?) Gesinnung referieren, er läßt sie erklären, warum sie nun nicht mehr “rechts” sind, er greift diesen Faden aber nicht auf, wenn sie sich aber nur zu offensichtlich weiterhin in den engen Grenzen rechter Gesinnung bewegen. Er nimmt es hin und verpackt es in die sommerliche Idylle der brandenburgischen Seenlandschaft. Schade, hätte entlarvender sein können.

 

deutschboden

THE XX – COEXIST

THE XX – COEXIST

Mal ehrlich: Kam man in den letzten 2 Jahren  an irgendeiner “Dokumentation” oder einem “Ratgeber” bei den üblichen Verdächtigen VOX, SAT1, RTL und RTL2 vorbei, in denen nicht INTRO  von THE XX verwendet wird? Die Verwendung von THE XX in diesem Kontext zeigt einem aber erstmal, wie erfolgreich das Debüt der Band war. Mit dem ersten Versuch angekommen im Mainstream. Da aber auch bei mir das Debüt 2 Jahre lang in Dauerrotation lief, war die Vorfreude auf den (und die Angst vor dem) Nachfolger groß. Leider war die Angst berechtigt. Ich habe mir viel, sehr viel Zeit genommen, das neue Album sacken zu lassen und habe ihm wieder und immer wieder eine Chance gegeben. Natürlich handelt es sich immer noch um eines der besseren Veröffentlichungen des Jahres 2012, aber leider setzte sich bei mir schon beim ersten Hören im September die Erkenntnis fest, dass es sich beim Nachfolger auch gut um ein B-Seiten-Album des Debüts handeln könnte. Und leider wird sich niemand für ein drittes Album interessieren, wenn THE XX es nicht schaffen sollten, ihren Stil ein wenig zu variieren und auch mal andere Sounds und Einflüsse zuzulassen.

Kid Kopphausen – I

Kid Kopphausen – I

Kurz nach der Veröffentlichung habe ich mir das länger erwartete Album von Nils Koppruch und Gisbert zu Knyphausen gekauft. Irgendwann im Sommer oder Spätsommer. Die beiden zusammen auf einem Album: Kann man nichts verkehrt machen, dachte ich. Zweimal gehört, nix hängen geblieben. Belanglos. Dann kam der Oktober und irgendwann Mitte des Monats ereilte mich die Nachricht vom Tod Nils Koppruchs. Und plötzlich war das Album ein anderes. Ich habe mich am Tag, nach dem ich vom Tode Nils´erfahren habe, den ganzen Tag nichts anderes gehört, ich habe jeden Song nach einer latenten Todessehnsucht abgesucht (und nichts gefunden, was mich noch trauriger gemacht hat, denn damit war für mich klar: Du kannst auch mit einer 4 vor dem Komma sterben, natürlich). Lange Rede, kurzer Sinn: Das Album ist für mich DAS deutschsprachige Album des Jahres. Ja, ich gebe zu, dass dies erst durch die tragischen Umstände ans Licht kam. Und man kann das auch für Gefühlsduselei halten. Geschenkt. Trotzdem läuft das Album bei mir auf Dauerrotation. Seit Oktober. Seitdem Nils Koppruch plötzlich verstorben ist. Warum? Weil dieses Album vor Lebenslust platzt.

 

 

 

Channel X – Wonderland

Channel X – Wonderland

Nach der kleinen Enttäuschung namens Oliver Koletzki (siehe weiter unten), gelingt dem Berliner Label STIL VOR TALENT nun eine deutlich gelungenere Veröffentlichung. Zwar findet man auch auf WONDERLAND Tracks, die das große Manko von House – nämlich den Hang zur Uniformität und Beliebigkeit – mit sich herumschleppen müssen. Dafür ballert und bollert es an anderer Stelle ganz hervorragend an der Bassmembran und sorgt für ein großes AHA beim geneigten Hörer. Somit haben CHANEL X mit WONDERLAND die Beschallung für den frühen Samstagabend in ca. 50% aller Berliner Bars und Lounges für die nächsten Monate sichergestellt. Ganz bestimmt eines der besseren House-Alben in diesem Jahr.

 

 

Picmonkey

Picmonkey

Anfang des Jahres machte eine traurige Meldung die Runde: Google lässt picnic sterben (bzw. in seinen Produkten weiterleben). Die Suche nach einem gleichwertigen Ersatz währte nur kurz – Picmonkey schickte sich an, alles Nutzer von picnic zu erben, die ein schnelles, simples und vor allem webbasiertes Bildbearbeitungswerkzeug suchten. Und nach mehreren Monaten Nutzung kann man sagen: Ein mehr als vollwertiger Ersatz. Der Affe ist noch simpler und smarter und lässt einen picnic nicht eine Sekunde vermissen. Soll Google damit doch glücklich werden…

www.picmonkey.com

 

Randale – Punkpanda Peter

Randale – Punkpanda Peter

Für alle Eltern beginnt nun wieder so langsam die musikalisch schlimmste Jahreszeit: In der Weihnachtsbäckerei…! Rolf Zuckowski oder Detlev Jöcker on Heavy Rotation wecken die Sehnsucht nach “anderer” Kindermusik. Und die Hilferufe wurden erhört. Randale. Der Name ist Programm. Punk für Kinder. Mit der pädagogischen Brille zuckt man bei der einen oder anderen Formulierung, letztendlich lassen aber auch die Eltern schmunzelnd zurück. Was besonders gefällt: Es wird der Alltag von Kindern aufgegriffen und keine Geschichten aus Bullerbü erzählt. Schöne Abwechslung im Kindermusik-Allerlei. Und nächstes Jahr kommt dann Green Day in die Anlage!

 

Wolfgang Herrndorf – Sand

Wolfgang Herrndorf – Sand

Was fällt einem spontan zu Tschick ein? Roadmovie, Freundschaft, Außenseiter, Sommer. In SAND findet man davon gar nichts wieder, man wird in eine nahezu kafkaeske Welt entführt. Die bestimmenden Motive von SAND sind dann auch eher Misstrauen, Leere, Verlust und Fremde. 30 Sekunden reichen längst nicht aus, um alle Eindrücke im Ansatz zusammenzutragen, die Herrndorf seinen Lesern im positiven Sinne zumutet. Ein unglaublich faszinierendes Buch, bei dem man sich nur fragt: Wer kann das auch nur annähernd adäquat verfilmen?

 

Oliver Koletzki – Großstadtmärchen 2

Oliver Koletzki – Großstadtmärchen 2

Elektronische Musik aus Berlin – kann ja eigentlich nicht schlecht sein – denkt man. Muss mindestens Underground, wenn nicht sogar Avantgarde sein. Beides schaut in Koletzkis aber nur einmal kurz vorbei, als Koletzki seine Ode an den Rausch anstimmt. Der Rest ist zum Teil ziemlich übles, vorhersehbares Gestampfe für die Großraumdisco im Berliner Speckgürtel.

Wolfgang Schorlau – Letzte Flucht

Wolfgang Schorlau – Letzte Flucht

Kein anderer deutscher Autor schafft es auf so beeindruckende Weise seine Geschichten mit aktuellen und historischen, politischen Themen zu verbinden, ohne dass es aufgesetzt wirkt. In diesem Fall wird dem Laien das marode Gesundheitssystem nähergebracht und die kriminellen Machenschaften der Pharmakonzerne in diesem maroden System, die ihre Strategien genau auf die Lücken des System ausrichten und ihre Profite damit massiv optimieren. Nebenbei wird aber auch das Thema Stuttgart 21 angeschnitten und auch hier zeigt sich die Akribie in Schorlaus Recherche. Spannend und informativ. Manchmal muss es nicht mehr sein.