Wolfgang Herrndorf – Sand

Wolfgang Herrndorf – Sand

Was fällt einem spontan zu Tschick ein? Roadmovie, Freundschaft, Außenseiter, Sommer. In SAND findet man davon gar nichts wieder, man wird in eine nahezu kafkaeske Welt entführt. Die bestimmenden Motive von SAND sind dann auch eher Misstrauen, Leere, Verlust und Fremde. 30 Sekunden reichen längst nicht aus, um alle Eindrücke im Ansatz zusammenzutragen, die Herrndorf seinen Lesern im positiven Sinne zumutet. Ein unglaublich faszinierendes Buch, bei dem man sich nur fragt: Wer kann das auch nur annähernd adäquat verfilmen?

 

Oliver Koletzki – Großstadtmärchen 2

Oliver Koletzki – Großstadtmärchen 2

Elektronische Musik aus Berlin – kann ja eigentlich nicht schlecht sein – denkt man. Muss mindestens Underground, wenn nicht sogar Avantgarde sein. Beides schaut in Koletzkis aber nur einmal kurz vorbei, als Koletzki seine Ode an den Rausch anstimmt. Der Rest ist zum Teil ziemlich übles, vorhersehbares Gestampfe für die Großraumdisco im Berliner Speckgürtel.

Wolfgang Schorlau – Letzte Flucht

Wolfgang Schorlau – Letzte Flucht

Kein anderer deutscher Autor schafft es auf so beeindruckende Weise seine Geschichten mit aktuellen und historischen, politischen Themen zu verbinden, ohne dass es aufgesetzt wirkt. In diesem Fall wird dem Laien das marode Gesundheitssystem nähergebracht und die kriminellen Machenschaften der Pharmakonzerne in diesem maroden System, die ihre Strategien genau auf die Lücken des System ausrichten und ihre Profite damit massiv optimieren. Nebenbei wird aber auch das Thema Stuttgart 21 angeschnitten und auch hier zeigt sich die Akribie in Schorlaus Recherche. Spannend und informativ. Manchmal muss es nicht mehr sein.

In eigener Sache – Das Ende…

In eigener Sache – Das Ende…

…ist noch nicht vorbei (würden Die Ärzte sagen) – halfminutereviews hat sich in den letzten Monaten etwas rar gemacht. Das hat nun ein Ende und nun gibt es wieder (mehr oder weniger) regelmäßig Kurzkommentare & Meinungen zu aktuellen (und manchmal schon etwas älteren) Veröffentlichungen, Produkten, Seiten. Aber es bleibt dabei: Keine Werbung, kein SEO, keine Anzeigen. Pure Meinung. Empfehlt uns weiter!

Light Asylum

Light Asylum

In den 1980er Jahren wurde mit den damals modernen Drumcomputern und Stepsequenzern  Soundgeschichte geschrieben. Das typische “Boom Tschak” und “tata tatata” kennt jeder, auch heute noch. Allerdings leider fast nur noch als miese sich ständig wiederholende Sampleloops. Diese beiden jungen New Yorker zeigen erfrischend und überzeugend dass leidenschaftlich-minimalistischer 80er Synthiepop mit den Orginalwerkzeugen  immer noch bestens funktioniert.  Referenzen: Scheinbar alles von Suicide über Front242 und DAF bis Heaven 17.  Eigentlich eine fast schon respektlose Plünderei der Elektro-Pionierzeit, aber ganz ehrlich: sehr charmant und gekonnt.
-zen

The Junktions – American Paranoia

The Junktions – American Paranoia

Ich habe einen Traum. Ich habe den Traum, dass Kinder und Jugendliche in diesem Land ihre bestehenden MP3-Playlisten löschen, Lady Gaga und David Guetta aus dem musikalischen Gedächtnis verbannen und der Soundtrack der nächsten Party von The Junktions kommt. Jaja, alles schon mal gehört, alles schon mal gesehen. Trotzdem machen die maximal zweiminütigen Songs Laune und beweisen: Punk ist noch lange nicht tot. Punk riecht vielleicht streng, soll er aber auch! olsen

 

BOY – Mutual Friends

BOY – Mutual Friends

Ja, spät isser. Ich gebs ja zu. Seit Monaten liegt das Ding ungehört rum und nun habe ich mich doch daran gewagt. Vielleicht war es die Angst vor zuviel Zucker, das Vermeiden von Seichtheit? Vielmehr war es wohl das vielbeschriebene Bauchgefühl, dass dieses Album einfach nicht in den Herbst oder den Winter passt. Federleicht werden Frühlingsgefühle vertont, man lauscht gespannt kleinen Miniaturen und Geschichten, nahezu das ganze Album verstömt eine angenehme Unangestrengtheit, die doch sovielen deutschen Produktionen meist fehlt. Derartigeskennt man eigentlich nur von britischen Combos von der Größenordnung Belle & Sebastian. Späte Einsicht: Eine positive Überraschung des letzten Jahres (und für mich eben diesen Jahres…). olsen

Michael Kiwanuka – Home Again

Michael Kiwanuka – Home Again

Und machmal sollte man doch auf den Hype hören. Schon im letzten Jahr wurde Kiwanuka als das nächste große Ding gefeiert, dass im recht breiten Retro-Fahrwasser einer Adele mitschwimmen würde. Sämtlich Skepsis gegenüber solchen Ankündigungen legt man nach den ersten Takten des Albums umgehend beiseite. Das wird nichts auf Retro getrimmt, das klingt alles genauso als sei es in den späten 60ern und frühen 70ern an der amerikanischen Ostküste aufgenommen worden. Ein wunderbares Frühlings- und Sommeralbum, welches einem in diesem Jahr aus vielen Cafés und Bars in den Ober- und Mittelzentren der Republik entgegenschallen wird. Aber ganz ehrlich: Es gibt schlimmeres!

CRO – EASY EP

CRO – EASY EP

Na sowas?! Nach Casper schon der zweite HipHop-Artist, der innerhalb von 6 Monaten ohne die üblichen Attitüden auskommt und nicht die Mutter von irgendwem ficken will? Die EP ist hoffentlich nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was da noch kommen mag. “Easy” ist schon jetzt  der interessanteste HipHop-Song des Jahres, endlich kommt es mal wieder zu einem spielerischen Umgang mit dem Wortschatz – hat man seit EinsZwo und vielleicht den frühen Tobi & das Bo nicht mehr gesehen. Dazu treibender, ausgeklügelter Beat. Leicht, schwingt, macht unglaublich gute Laune. Ich freu mich auf das Album. olsen

Ed Sheeran – +

Ed Sheeran – +

Da hört man einmal auf seine bessere Hälfte, die da einen Song im Radio gehört hat. Man recherchiert und kauft das Album, weil es ja so schön günstig im Regal steht. Auf einer längeren Autofahrt legt man das Album also ein und nachdem der aus dem Radio bekannte Song abgespielt ist, sieht man von Song zu Song den Grad der Gereizheit steigen. Bei allen Beteiligten. Kurz: Ein Song gefällt, der Rest tröpfelt belanglos in die Gehörgänge und es bleibt nichts hängen. CD wird wieder verkauft, mit Einverständnis der besseren Hälfte.