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Posts by olsen :

The Junktions – American Paranoia

The Junktions – American Paranoia

Ich habe einen Traum. Ich habe den Traum, dass Kinder und Jugendliche in diesem Land ihre bestehenden MP3-Playlisten löschen, Lady Gaga und David Guetta aus dem musikalischen Gedächtnis verbannen und der Soundtrack der nächsten Party von The Junktions kommt. Jaja, alles schon mal gehört, alles schon mal gesehen. Trotzdem machen die maximal zweiminütigen Songs Laune und beweisen: Punk ist noch lange nicht tot. Punk riecht vielleicht streng, soll er aber auch! olsen

 

Michael Kiwanuka – Home Again

Michael Kiwanuka – Home Again

Und machmal sollte man doch auf den Hype hören. Schon im letzten Jahr wurde Kiwanuka als das nächste große Ding gefeiert, dass im recht breiten Retro-Fahrwasser einer Adele mitschwimmen würde. Sämtlich Skepsis gegenüber solchen Ankündigungen legt man nach den ersten Takten des Albums umgehend beiseite. Das wird nichts auf Retro getrimmt, das klingt alles genauso als sei es in den späten 60ern und frühen 70ern an der amerikanischen Ostküste aufgenommen worden. Ein wunderbares Frühlings- und Sommeralbum, welches einem in diesem Jahr aus vielen Cafés und Bars in den Ober- und Mittelzentren der Republik entgegenschallen wird. Aber ganz ehrlich: Es gibt schlimmeres!

CRO – EASY EP

CRO – EASY EP

Na sowas?! Nach Casper schon der zweite HipHop-Artist, der innerhalb von 6 Monaten ohne die üblichen Attitüden auskommt und nicht die Mutter von irgendwem ficken will? Die EP ist hoffentlich nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was da noch kommen mag. “Easy” ist schon jetzt  der interessanteste HipHop-Song des Jahres, endlich kommt es mal wieder zu einem spielerischen Umgang mit dem Wortschatz – hat man seit EinsZwo und vielleicht den frühen Tobi & das Bo nicht mehr gesehen. Dazu treibender, ausgeklügelter Beat. Leicht, schwingt, macht unglaublich gute Laune. Ich freu mich auf das Album. olsen

Ed Sheeran – +

Ed Sheeran – +

Da hört man einmal auf seine bessere Hälfte, die da einen Song im Radio gehört hat. Man recherchiert und kauft das Album, weil es ja so schön günstig im Regal steht. Auf einer längeren Autofahrt legt man das Album also ein und nachdem der aus dem Radio bekannte Song abgespielt ist, sieht man von Song zu Song den Grad der Gereizheit steigen. Bei allen Beteiligten. Kurz: Ein Song gefällt, der Rest tröpfelt belanglos in die Gehörgänge und es bleibt nichts hängen. CD wird wieder verkauft, mit Einverständnis der besseren Hälfte.

 

 

Arne Dahl – Dunkelziffer

Arne Dahl – Dunkelziffer

Skandinavische Krimis leben ja oftmals von ihrer düsteren Atmosphäre und der zuweilen an den Nerven zehrenden Geschichte. Arne Dahl und seine auf 10 Bände angelegte Serie über die Stockholmer A-Gruppe macht da keine Ausnahme. Auch in Dunkelziffer gibt es wieder ein gesellschaftlich relevantes Fokusthema (Pädophilie) und auch in Dunkelziffer fügen sich die zuvor sorgfältig zurecht gelegten Puzzle-Teile und Handlungsstränge zum dramatischen Finale zusammen. Soweit so gut. Was sich aber bereits in den letzten beiden Geschichten abzeichnete, wird in Dunkelziffer zum überflüssigen Ärgernis. Arne Dahl verdichtet die ausufernden atmosphärischen Beschreibungen und vor allem die komplexe (und komplexbeladene) Gedankenwelt seiner Protagonisten zu einem kruden Esoterik-Gemisch. Es vergeht einem die Lust am Lesen schneller, als man den recht offensichtlichen Fortschritt der Geschichte vorhersagen kann. Und so langsam – so leid mir das nach den brillianten ersten Fällen tut – sehnt man eine baldige Auflösung der A-Gruppe herbei.

 

 

 

 

Ghostpoet – Peanut Butter Blues & Melancholy Jam

Ghostpoet – Peanut Butter Blues & Melancholy Jam

Mit HipHop kann ich persönlich seit Ende der 90er Jahre nicht mehr viel anfangen. Entweder waren mir die gehörten Sachen zu RnB-lastig oder aber der Text bewegten sich in Dialekten und Slangs, die es mir unmöglich machten die Werke in ihrer Komplexität zu begreifen (ok, beides gilt nicht für HipHop aus Deutschland, der seinen Innovationsdrang zum Millenium ebenfalls zurückgefahren hat). Wenn man sich also nicht an den Inhalten erfreuen kann, bleibt einem lediglich die musikalisch erzeugte Atmosphäre – aber da gab es seit Ende der 90er auch nichts, was mich vom Hocker gerissen hätte (mal kurzfristig von Skinners “The Streets”-Projekt abgesehen, wenn man ihn denn dem klassischem HipHop zuordnen will). Nun erreichte mich aber mit reichlicher Verspätung das Album von Ghostpoet (es erreichte mich übrigens über die empfehlenswerte iPad-App “Band of the Day” – aber dazu vielleicht an anderer Stelle mehr) und machte mich so neugierig, dass ich zum Spontankäufer wurde (was ich für mich eigentlich nach DUTZENDEN Fehlgriffen unterlassen wollte). Vom Text verstehe ich zwar auch hier beängstigend wenig, dafür stimmt es aber auf der Tonspur. Überwiegend düstere Instrumentalisierung und ein fesselnder Sprechgesang. Ist es ein Lallen, ist die Zunge einfach zu schwer? Es klingt jedenfalls geil. Ghostpoet trifft nicht jeden Ton, aber auch das fügt sich nahtlos in die übrigenen Strukturen ein. Alles wirkt ein wenig fragil und halbfertig, übt aber eine ungeheure Faszination aus. HipHop und Spontankäufe haben durch Ghostpoet eine zweite Chance verdient.

 

KRAFTKLUB – MIT K

KRAFTKLUB – MIT K

Selten gab es in jüngerer Vergangenheit einen größeren Hype um eine deutsche Band. Und Hype macht bekanntlich verdächtig. Tendenziell liegt hier eines der spannendsten Alben der letzte Monaten vor. Es ist kaum für möglich zu halten, dass diese hingerotzte  Mischung (positiv gerotzt!) aus The Hives & Maximo Park in Karl-Marx-Stadt beheimatet sein soll. Aktuelles Lebensgefühl auf deutsch vertextet, handwerklich eindrucksvoll instrumentalisiert: War ja mal wieder überfällig. Wie gerne hätten all die Berlin-Mitte-Boys und -Girls diese Band für sich vereinnahmt. Wie ärgerlich, dass die Band sich bei einem ihrer ersten größeren TV-Auftritte mit dem perfekten Song direkt gegen diese Klientel richtet (und sich damit MITTE(n) in ihre Herzen spielt – Ironie, weeste?!). Und trotzdem: Das Album ist fast ZU perfekt produziert, die im o.g. Song angefeindete Klientel bleibt Kernzielgruppe und will ja schließlich auch mal wieder was anderes als Caspars TocoHipHop hören.  Und der Begriff Kernzielgruppe zielt auf den Hauptkritikpunkt: Es riecht an vielen Ecken nach Konzept, die komplette Promotion scheint vom Generalstab des Majors  im Warroom durchinszeniert. Der kleine Beigeschmack ändert aber nichts am enorm hohen Unterhaltungswert des Albums. Bevor also 2012 nix besseres kommt, kann man sich damit sehr gut anfreunden.

 

iTunes Match

iTunes Match

Mit Spannung erwartet, aufgrund von Lizenzdiskussionen leider verspaetet in Deutschland. Aber das Warten hat sich gelohnt. Kurz zum Prinzip: iTunes Match schiebt die komplette iTunes-Bibliothek in die “Cloud” und speichert diese in 256KB/s dort ab. Ja richtig, die komplette Bibliothek. iTunes legalisiert somit auch “Sicherheitskopien”, die man sich vielleicht zum Probehoeren aus dem Internet gesaugt hat. Oder youtube-Mitschnitte in minderwertiger Qualitaet. 25.000 (!) Songs sind derzeit maximal moeglich und die Einbindung und Synchronisation sind ein Kinderspiel. Einmal hochgeladen sind alle Songs auf allen mit dem iTunes-Konto verbundenen Geraeten verfuegbar. Der 160GB-iPod wandert dann wohl ins Museum.

 

PS: Jaja, Apple ist das Boese und die Cloud ist der Anfang vom Ende…

 

The Black Keys – El Camino

The Black Keys – El Camino

Es dampft, es klebt, es ist heisser Scheiss. Fast am Ende kommt die wohl interessanteste Platte aus dem rockigeren Umfeld. Laut hoeren!

 

Josh Bazell – Schneller als der Tod

Josh Bazell – Schneller als der Tod

Ein Mafia-Killer kommt in ein Zeugenschutzprogramm und arbeitet von da an als Arzt in einem New Yorker Krankenhaus. Der eigentlich Plot ist aber gar nicht das Besondere an diesem Buch. Viel faszinierender ist die sehr glaubwuerdige Beschreibung der Ausbildung und “Karriere” des Protagonisten und die sehr detaillierten Einblicke in den Zustand des amerikanischen Gesundheitssystems, in dessen Obhut man sich besser nie begeben muss. Gewarnt sei der geneigte Leser vor dem geradzu unglaublichen Ende, in dem eine Waffe zum Einsatz kommt, an die man nicht mal zu denken gewagt hat. Spannend, fesselnd und erfrischend anders.